
Fünf herausragende Projekte haben sich der Jury vorgestellt.
Zukunftspreis 2025: Nominierte präsentieren ihre Ideen und Innovationen
19. Juni 2025
Die Nominierten des Zukunftspreises 2025 der Handwerkskammer Erfurt und der Industrie- und Handelskammer Erfurt stehen fest. Zu den fünf Handwerksbetrieben, die den Sprung in die diesjährige Endrunde geschafft haben und sich echte Chancen auf die begehrte Auszeichnung ausrechnen dürfen, gehören:
Handwerk trifft Hightech
Traditionelles Handwerk und modernste Roboter-Technologie sind keine Widersprüche. Das beweist ein Blick in die Werkstatt des Erfurter Betriebs Carvetec e.K, in dem mehrere modifizierte Industrieroboter zum Einsatz kommen. Mit einer speziellen Hochleistungs-Frässpindel, einem automatisierten Werkzeugwechsler und einer KI-gestützten Software ausgestattet, fräst die Innovation einzigartige Designs und komplexeste Formen aus Holz und anderen Materialien – effizient, präzise und ressourcenschonend. Kombiniert mit einem robotergestützten 3D-Druckverfahren werden auch extrem große Bauteile – oft in einem einzigen Arbeitsschritt – ermöglicht.
Der CNC-Fräsroboter, an dem Geschäftsführer Jürgen Henschel über Jahre getüftelt hat, ist echte Pionierarbeit und verschiebt die bisherigen Grenzen der individuellen Fertigung. Die Kunden können sich über kreative, maßgeschneiderte Produkte und über Bauteile in zuvor unerreichter Qualität freuen, während der Betrieb den Produktsaufwand reduziert hat und Ressourcen schont, weil Abfälle zu neuen hochwertigen Produkten verarbeitet werden. So viel Innovation steigert nicht nur das Interesse an KI, Robotik und Technologie, sondern schafft auch neue Arbeitsplätze in der Region und ein lebendiges Netzwerk – wichtige Grundpfeiler für die Zukunft eines Betriebs.
Jürgen Henschel ist Inhaber des Unternehmens Carvetec GmbH aus Erfurt, welches sich um den Zukunftspreis 2025 beworben hat.
Investition in die Zukunft
Faire Ausbildungsvergütung, individuelle Betreuung, sichere Zukunftsperspektive: Wer neue Handwerker ausbilden will, muss etwas bieten. Davon ist die Hansjörg Kunze GmbH aus dem Kyffhäuserkreis überzeugt. Das Bauunternehmen hat seit seiner Gründung im Jahr 1991 über 45 junge Menschen ausgebildet – und hebt sich mit seinem Engagement deutlich ab.
Um Fachkräfte zu gewinnen und zu sichern, hat der Betrieb ein jährliches Lehrlingscamp ins Leben gerufen. Eine Woche lang arbeiten angehende und aktuelle Lehrlinge aller Gewerke gemeinsam an einem Projekt – von der Planung über die Materialbeschaffung bis zum Aufbau. 2024 ist der Neubau für einen regionalen Sportverein entstanden, dieses Jahr ist die nachhaltige Sanierung einer Sportanlage geplant.
Das Lehrlingscamp, das 2025 bereits zum vierten Mal stattfindet, fördert individuelle Stärken und auch die Zusammenarbeit im Team. Neben neuem Fachwissen wird der respektvolle Umgang miteinander geschult, die Bindung zum Betrieb und das eigene Selbstvertrauen ausgebaut. Zu dieser besonderen Initiative ist für den zuverlässigen Ausbildungsbetrieb die enge Zusammenarbeit mit Schulen und Ausbildungszentren genauso selbstverständlich wie die Unterstützung bei der Wohnungssuche, dem Erwerb des Führerscheins als auch Zusatzlehrstunden.
Das Bauunternehmen Kunze aus Heldrungen hat sich um den Zukunftspreis von IHK und HWK beworben. Ansatz des Unternehmens ist es, die Azubis mittels eines Azubi-Camps stärker in das Team und die Themen einzubeziehen.
Der papierlose Handwerksbetrieb
Den Satz „Das haben wir doch schon immer so gemacht“ hat Rocco Funke aus seinem Vokabular gestrichen. Stattdessen fragen sich der Inhaber eines Ingenieurdienstleisters für Gebäudediagnostik aus Leinefelde-Worbis und seine Mitarbeiter, wie der Geschäftsalltag (noch) besser geht. Die Antwort: Eine konsequente Digitalisierung. Seit dem Jahr 2021 sind alle Abläufe beim Kunden digital, jetzt wird auch der Erstkontakt automatisiert. Anfragen laufen fortan über eine smarte Schnittstelle, aus der Stammsoftware wird automatisch eine Trello-Karte und ein Angebot mit Entfernungs- und Rechtshinweisen generiert. Bestätigt der Kunde, startet das Team dank Push-Nachricht eigenständig – ohne Rückfrage beim Chef oder bei der Buchhaltung.
Die Erfolgsbilanz: Die Abläufe sind produktiver, und es bleibt mehr Zeit für die eigentlichen Aufgaben. Wurden 2022 noch 389 Projekte umgesetzt, waren es 2024 – bei gleichbleibender Belegschaft – bereits 585 Projekte. Damit ist nicht nur der Umsatz gestiegen, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Sie agieren eigenverantwortlich und legen die Basis des Erfolgs, dürfen sich aber auch über neue Freiräume freuen. Die Vier-Tage-Woche hat sich in dem Betrieb längst etabliert, was – gerade bei der Gen Z – ein echter Wettbewerbsvorteil im Ringen um Fachkräfte ist.
Das Handwerksunternehmen Rocco Funke ELBS aus Leinefelde bewirbt sich mit dem papierlosen Buero um den Zukunftspreis von IHK und HWK.
Ein Roboter, neue Lösungen
Schweißarbeiten effizienter, präziser und mit steigender Genauigkeit ausführen: Das ist das Ziel der Metallbau Zacher GmbH aus Erfurt. Der neue Schweißroboter, der den Prozess automatisiert und verbessert, ist eine echte Innovation und hat nicht umsonst einen festen Platz in der Werkstatt des Metallbauunternehmens. Ohne permanentes Nachjustieren löst er gleich mehrere Herausforderungen des Handwerks.
Nach einer Machbarkeitsstudio mit Robotik-Experten wurde der Schweißroboter erprobt und schließlich fest in die Serienproduktion integriert. Tag für Tag wird gelernt und getüftelt, so dass sich das Team um Geschäftsführer Ron Rexhäuser von anfangs einfachen Projekten zu komplexen Produktionen steigern konnte. Weil die Schweißarbeiten nun direkt nacheinander erfolgen können, ohne ein Schweißbauteil neu zu positionieren, wird Arbeitszeit eingespart und kosteneffizienter produziert. Gleichzeitig liefert der Roboter eine konstant hohe Qualität – was das Unternehmen erfolgreich am Markt positioniert.
Zudem entlastet die moderne Technologie die Mitarbeitenden von körperlich schwerer Arbeit. Und weil für die Bedienung keine klassische Schweißausbildung erforderlich ist, kann unabhängiger von speziell ausgebildetem Personal gearbeitet werden – ein echter Vorteil in Zeiten des Fachkräftemangels.
Das Metallbauunternehmen Zacher aus Erfurt hat sich um den Zukunftspreis von IHK und HWK beworben. Ansatz des Unternehmens ist es, Schweissroboter einzusetzen, um somit Mitarbeitende zu entlasten.
Wärme speichern, Klima schützen
Die Lösung für eine nachhaltige Wärmeversorgung könnte unter den Füßen liegen. Zumindest stellt die Prinz Thermotechnik GmbH aus Waltershausen mit einem neuen Speicher eine zukunftsweisende Lösung vor.
Die in Thüringen entwickelte innovative Speichertechnologie gilt als absoluter Vorreiter in Deutschland. Sie leistet einen aktiven Beitrag zur regionalen Energiewende. Der Prototyp wurde bereits erfolgreich realisiert und umfasst erprobt, das Patentverfahren läuft.
Das Unternehmen Prinz aus Waltershausen bewirbt sich um den Zukunftspreis der Handwerkskammer.
„Die Bewerber spiegeln nicht nur die Vielfalt der Unternehmen in Nord- und Mittelthüringen wider, sondern verkörpern unternehmerischen Mut. Ideen zu entwickeln, zu investieren und auch einmal ins Risiko zu gehen, ist vorbildhaft und verdient unseren Respekt“, sagt Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt.
Am 18. Juni stellten die Handwerksbetriebe ihre innovativen Ideen und Projekte einer unabhängigen Expertenjury vor. Die Präsentationen, die von Digitalisierung über Fachkräftesicherung zu Prozessoptimierung reichten, zeigten eindrucksvoll, wie Handwerksunternehmen durch Innovationen nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern Lösungen finden und sich damit zukunftsfähig aufstellen. „Das besondere Engagement, das wir auch in diesem Jahr erleben durften, stärkt nicht nur die einzelnen Betriebe, sondern das gesamte Handwerk in unserer Region“, so Lobenstein.
Die feierliche Verleihung des Zukunftspreises 2025 findet am 1. September 2025 in der Industrie- und Handelskammer Erfurt statt. Die Gewinner dürfen sich nicht nur über ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro freuen, sondern auch über eine erhöhte Sichtbarkeit ihrer innovativen Projekte in der Öffentlichkeit.
Herzlichen Dank an unsere Jury: v.l.n.r. Michael Tallai, Geschäftsführer der FUNKE Medien Thüringen, Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Matthias Wierlacher, Vorstandsvorsitzender der Thüringer Aufbaubank, Dr. Franziska Weise, Leiterin Service Forschung und Transfer der FH-Erfurt, Peter Zaiß, Präsident der IHK Erfurt (ab 01.07.2025)
Der Zukunftspreis 2025 wird in Kooperation mit der Thüringer Allgemeinen und der Thüringer Aufbaubank ausgelobt. Wir danken unseren Partnern für die Unterstützung!