Reaktionen des HandwerksNachgefragt: So schafft das Handwerk die Krise

Das Handwerk hält zusammen



Seit gut drei Wochen gelten nun die Maßnahmen, die gegen die Ausbreitung des Coronavirus getroffen wurden. Zeit für eine Zwischenbilanz: Wir haben bei unseren Handwerkern nachgefragt: „Wie meistern Sie die schwierigen Herausforderungen? Wie hat sich der berufliche Alltag verändert?“

 

Strenge Hygieneregeln einhalten

Ralf und Anette Reimann, Maler und Lackierer aus Buttelstedt:

Als Kleinunternehmen mit fünf Mitarbeitern können wir momentan unsere Aufträge in gewohnter Weise ausführen. Wir halten strenge Hygieneregeln ein und vermeiden intensive Kontakte. Unser Alltag hat sich nicht direkt verändert, aber die angespannte Situation hinterlässt auch bei uns viele Fragen und Sorge, ob alles so weiter geht.  Den Mut haben wir bisher nicht aufgegeben. Solange unsere Mitarbeiter und ihre Familien gesund bleiben, werden wir wie gewohnt weiter machen!

Mut nicht verlieren

Uta Tittelbach-Helmrich, Fotografin aus Arnstadt, Fotografie & Design Blickfang:

Als selbstständige Fotografin fotografiere ich Hochzeiten, Familien, Kitas, Tiere und Bewerbungsbilder. Jetzt sind viele Aufträge weggebrochen, da die Kita-Schließungen exakt mit dem Start der "Kindergartenfotografie-Saison" eingetreten sind. Auch das Ausfallen von Messen und Veranstaltungen und die untersagte Begleitung von Hochzeiten haben einige Aufträge gekostet. Der Vorteil ist, dass einige Kunden jetzt Bilder bestellen, wozu ihnen bisher die Zeit fehlte. Während meiner Home-office-Tage genieße ich die Zeit mit meiner Familie. Im normalen Alltag bleibt oft zu wenig Zeit füreinander, diese nutze ich jetzt natürlich und erfreue mich daran. Es hat alles eine schöne und eine schwierige Seite.

Soziale Verantwortung tragen - Kosten minimieren

Mario Thieme, Orthopädie-schuhmacher aus Erfurt, Orthopädieschuhtechnik Thieme:

80 Prozent unserer Kunden sind Senioren, diese werden aktuell gebeten, zwingend zuhause zu bleiben. Da Schuhe nicht lebens-notwendig sind, verschieben die Leute ihre Aufträge auf die Zeit nach Corona. Dadurch ist unser Geschäft ist seit Tagen leer. Trotz der Krise macht mir mein Beruf immer noch Spaß. Als Selbstständiger mit drei Mitarbeitern habe ich eine soziale Verantwortung. Wenn sich die Lage einigermaßen normalisiert und wir wieder auf das bisherige Level kommen, dann ist es in Ordnung. Bis dahin versuchen wir, Kosten zu minimieren. Es wird ein Kampf – aber bis dahin heißt es: Durchhalten, so lang es geht!

Auftragsvorrat abarbeiten – Hilfe in Anspruch nehmen

Wolfgang und Elisabeth Klapproth aus Arnstadt, Klapproth Wohnideen vom Spezialisten:

Glücklicherweise hatten wir einen guten Auftragsvorrat, den wir jetzt abarbeiten. In der übrigen Zeit nähen wir Mundmasken. Kontakt kommt jetzt – jedoch in wesentlich geringerem Maße – telefonisch zustande, sodass mehr Beratung und Produktvorlage unter großen Sicherheitsvorkehrungen beim Kunden vor Ort stattfinden. Dankbar sind wir für die unterstützenden Maßnahmen des Landes und des Bundes auch für sehr kleine Betriebe. Auch die Informationen der Handwerkskammer Erfurt waren sehr hilfreich für uns. Es macht uns Mut, dass sich der Großteil der Bevölkerung vorbildlich verhält und dazu beiträgt, dass durch schrittweise Lockerung der Maßnahmen in absehbarer Zeit die Menschen wieder in Lohn und Brot kommen können.

In der Krise eine Chance sehen – gemeinsam Lösungen erarbeiten

Jörg Weymann, Maurer & Betonbauermeister aus Bad Tennstedt, Baugeschäft Maurer & Betonbauermeister Jörg Weymann:

Bisher haben wir keine Auswirkungen auf unseren Geschäftsbetrieb zu verzeichnen. Der Berufsalltag hat sich verändert, da die allgemeinen Verordnungen in den Arbeitsalltag eingebunden werden mussten, zum Beispiel die Anpassung der Baustellenplanung. Wir sehen die Krise als Chance, unser Team zu stärken und näher zusammenzurücken. Auf die Probleme der Mitarbeiter muss reagiert werden. Hier gilt es, Lösungen zu finden, die sowohl für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber vertretbar sind. Da die Anzahl der infizierten Menschen im Unstrut-Hainich-Kreis sehr überschaubar ist und wir im ländlichen Raum viel Platz haben, hoffen wir darauf, die Krise ohne Einschränkungen und Krankheitsfälle in der Belegschaft zu überstehen – und dann in den routinierten Arbeitsalltag zurückkehren zu können.

Gute Laune behalten – dankbar das Handwerk ausüben

Sean Kerr, Steinmetz/Steinbildhauer aus Erfurt, Nüthen Restaurierungen:

Wir machen hauptsächlich Restaurierungsarbeiten an alten und historischen Gebäuden und Denkmälern, deutschlandweit. Bisher hat die Corona-Krise uns nur beschränkt beeinflusst. Vor allen mehrere Baustellen in Bayern mussten auf ungewisse Zeit geschlossen werden. Die restlichen Arbeiten laufen ganz normal weiter. Langsam merken wir aber, dass es teilweise im Bereich Materialien und Schutzausrüstung (Schutzmasken) knapp wird, ohne zu wissen wann die nächsten Lieferungen folgen können. Um die Sicherheitsabstände auf Arbeit einhalten zu können, arbeiten weniger Leute im Schauer und im Büro und staffeln die Pausen. Die gute Laune behalten wir uns aber und freuen uns täglich, weiter unser Handwerk ausüben zu können, trotz der schwierigen Zeiten.