In seinem Metier: Kammerpräsident Stefan Lobenstein erläuterte Kultusminister Christoph Matschie nicht nur die Bäcker- und Konditorenwerkstatt im BBZ, sondern führte den Gast durch alle Werkstatthallen des Bildungszentrums.
Handwerkskammer Erfurt
In seinem Metier: Kammerpräsident Stefan Lobenstein erläuterte Kultusminister Christoph Matschie nicht nur die Bäcker- und Konditorenwerkstatt im BBZ, sondern führte den Gast durch alle Werkstatthallen des Bildungszentrums.

Girls- und Boys Day im BBZ: Der Blick über den Tellerrand

Über 150 Ausbildungsberufe hat das Handwerk zu bieten. Wie ein Teil davon aussieht, können Jungen und Mädchen alljährlich im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Erfurt beim Girls- und Boys Day praktisch erleben. In diesem Jahr erprobten sich rund 100 Schülerinnen und Schüler der Erfurter Edith-Stein-Schule (Regelschul- und Gymnasialteil) in unterschiedlichen Handwerksberufen.

Wollte am Boys Day einfach mal etwas Neues ausprobieren: Benedikt Winter von der Edith-Stein-Schule.
Handwerkskammer Erfurt
Wollte am Boys Day einfach mal etwas Neues ausprobieren: Benedikt Winter von der Edith-Stein-Schule.

Die Thüringer Eröffnung mit Kultusminister Christoph Matschie fand im BBZ der Handwerkskammer Erfurt statt. Matschie war zum ersten Mal im BBZ und nutzte die Gelegenheit zum Rundgang durch die Werkstatthallen sowie zu Gesprächen mit Lehrlingen und Ausbildern.

Handwerkskammerpräsident Stefan Lobenstein machte im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung den jungen Gästen Mut: “Wagt einmal einen Blick ins Handwerk! Schaut euch an, wie spannend es ist, ein Werkstück zu erarbeiten, mitzuerleben, wie etwas entsteht; ein Brot oder ein Haus, ein Schrank oder ein Dach. Wie spannend es ist, Menschen zu helfen, indem zum Beispiel die Beinprothese angepasst wird oder der Zahnersatz oder ein Brillenglas geschliffen wird. Erlebt auch das befriedigende Gefühl, aus einem defekten Auto ein funktionierendes zu machen, Technologie so zu vernetzen, dass sie Menschen das Leben erleichtert.“

Da jedoch Rollenbilder und die Vorstellung von DEM Männerberuf und DEM Frauenberuf immer noch weit verbreitet sind, macht der Girls- und Boys Day weiterhin Sinn, „ weil hier einfach mal die innere Hürde übersprungen werden kann, die Schere im Kopf weggelegt werden kann, ohne dass man sich festlegen muss, ohne dass zu viel Zeit in Anspruch genommen wird, und ohne Gefahr zu laufen, sich zu blamieren oder eine schlechte Note einzusacken“, so Lobenstein.

Werbung für mehr Duale Ausbildung

Neugierig: Obwohl sie beruflich in andere Richtungen tendieren, haben sich Victoria List und Vivien Trapp am Girls Day einen Tag lang in der Kfz-Elektrik versucht.
Handwerkskammer Erfurt
Neugierig: Obwohl sie beruflich in andere Richtungen tendieren, haben sich Victoria List und Vivien Trapp am Girls Day einen Tag lang in der Kfz-Elektrik versucht.
Schlagzeilen von Lehrstellenknappheit wurden in den letzten Jahren verdrängt von Schlagzeilen wie „Azubi gesucht“ oder „Wachstum gefährdet – Fachkräfte fehlen“. Umso wichtiger ist es für die Handwerkskammer, deutlich die Vorteile und Chancen der beruflichen Ausbildung und Bildung zu benennen und aufzuzeigen. Lobenstein kritisierte, dass in der zurückliegenden Zeit das bildungspolitische Denken zu akademisiert gewesen sei. Dabei sei das Duale Ausbildungssystem das wohl erfolgreichste der Welt, so der Präsident. Der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands basiere nicht allein auf Ingenieurskunst, sondern vielfach auch auf den vielen Millionen Facharbeitern, auf Handwerksgesellen und Meister.

Eine intensive und umfassende Berufsorientierung ist eine wichtige Basis für die Berufsfindung. Dazu gehört der Girls- und Boys Day. Mit dem Projekt „Berufsstart Plus“ hat Thüringen darüber hinaus einen hervorragenden und bundesweit bereits beispielgebenden Weg eingeschlagen. Lobenstein rief daher Kultusminister Matschie erneut auf, dieses Projekt dauerhaft zu sichern sowie flächendeckend und für alle Schulformen anzubieten.