Gesellenfreisprechnung am 16. Juli 2015

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150 junge Frauen und Männer erhielten am 16. Juli 2015 im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Erfurt ihre Gesellen- und Facharbeiterbriefe in 17 Berufen
150 junge Frauen und Männer erhielten am 16. Juli 2015 im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Erfurt ihre Gesellen- und Facharbeiterbriefe in 17 Berufen

"Wir brauchen mehr Meister als Master!"Gesellenfreisprechnung am 16. Juli 2015

Zwölf Kerzen leuchteten. Ein ungewöhnliches Bild im Berufsbildungszentrum (BBZ) der Handwerkskammer Erfurt und im Juli. Und indirekt schweißtreibend dazu: Damit die Brandmelder nicht anspringen, musste die Klimaanlage ausbleiben – bei über 30 Grad Außentemperatur.

Aber „heiß“ auf den Tag waren die 150 jungen Frauen und Männer sowieso, die ihre Gesellen- und Facharbeiterbriefe in 17 Berufen bekamen. Die große Zahl sei ein gutes Zeichen für Thüringen, meinte Hauptgeschäftsführer Thomas Malcherek, denn sie schlösse die Lücke im Facharbeiterbedarf, „wenn auch nur ein klein wenig“. Den Berufsnachwuchs ermunterte er ausdrücklich: „Genießen Sie, was Sie heute ernten!“ Und er bat, die Botschaft weiterzutragen, dass eine Ausbildung im Handwerk „viele Wege in die Zukunft“ öffne.

Die Kerzen zündeten dann – stellvertretend für die rund 100 Ausbildungsberufe im Handwerk – die Schornsteinfegerin Anja Drust (Erfurt), der Bäcker Rüdiger Moßell (Erfurt) und Klaus Lasner, der Abteilungsleiter Ausbildung und Prüfungswesen der HWK, an. Der hatte vor einem Jahr die Idee zu dieser Versinnbildlichung: Die zwölf Lichter leuchten für die zwölf Monate des Jahres, in denen die Handwerkerfamilie für ihre Mitglieder mit „Licht und Wärme“ da sei. Lasner sprang zudem kurzfristig als Ersatzmann für Zimmerer Andreas Krug (Donndorf) ein.

Beste aller 150 war Sophie Schroeter. Die 25-jährige Geraerin wurde deshalb auch symbolisch für alle anderen von Kammerpräsident Stefan Lobenstein mit einem Brotschieber aus seiner Bäckerei „freigeschlagen“. Die Fahrzeuglackiererin hatte zunächst nach dem Abitur Industriekauffrau gelernt, war damit aber nicht glücklich. Immer schon wollte sie „was mit Autos“ machen und so setzte sie alles daran, in die Branche zu kommen. Um die begehrte Lehrstelle zu ergattern, legte sie auch eine Warteschleife und ein „Freiwilliges soziales Jahr“ in einer Behinderteneinrichtung ein. Ihre Beharrlichkeit wurde belohnt – und sie gab im Gegenzug ihr Bestes.

Ebenfalls mit Gesamtnote 1 schloss Rita Göpffarth (Weimar) ihre Lehre als Maßschneiderin ab. Da sie aber gleich übernommen wurde und einen Berg Aufträge hatte, musste Arbeit vor Vergnügen gehen.

Die Reihe der Berufsbesten komplettierten Frank Lorbeer (Automobilkaufmann, Weimar), Dana Ackermann (Bürokauffrau, Arnstadt), Martin Luthardt (Elektroniker, Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik, Ilmenau), Michelle Weis (Fachverkäuferin, Schwerpunkt Bäckerei/Konditorei, Ebeleben), Sandra Kleineberg (Fachverkäuferin, Schwerpunkt Fleischerei), Sebastian Schmidt (Holz- und Bautenschützer, Euerbach) und Florian Streit (Straßenbauer, Witzleben).

Sie wie die anderen 141 haben allerbeste Chancen, ihren Weg zu machen. Nie sei Fachwissen so gefragt gewesen wie heute, betonte u. a. Udo Phillippus. Der Referatsleiter im Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie nannte Zahlen: Bis 2025 erwarte man 280.000 Neueinstellungen im Freistaat. Allein 210.000 Stellen müssten nachbesetzt werden, weil deren Inhaber in den Ruhestand gingen. 80 % dieser Chancen täten sich in Handwerk und Industrie auf – während fast jeder zweite Schulabgänger derzeit auf akademischen Pfaden wandeln wolle.

„Wir brauchen mehr Meister als Master!“, postulierte deshalb auch Präsident Stefan Lobenstein. Er ermunterte daher die Freigesprochenen, nicht mit dem Lernen nachzulassen. Sie gehörten jetzt zu den 140.000 Profis im Freistaat und rund 4 Mio. in der Bundesrepublik, die dieses Land maßgeblich prägten, „worauf wir alle stolz sein können“. Talent alleine führe aber nicht zu Topleistungen: Es gehörten auch Durchsetzungsvermögen, Engagement und Beharrlichkeit dazu. „Dies alles haben Sie in den letzten drei Jahren unter Beweis gestellt. Bleiben Sie also dran!“