Der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein (links), sowie Vasyl Vitenko und Daniel Fuhrmann vom Verein Ukrainische Landsleute in Thüringen e.V. organisieren einen Transport mit Hilfsgütern in die Ukraine.
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Der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein (links), sowie Vasyl Vitenko und Daniel Fuhrmann vom Verein Ukrainische Landsleute in Thüringen e.V. organisieren einen Transport mit Hilfsgütern in die Ukraine.

Anhaltender Krieg in der Ukraine wirkt sich auf das Handwerk in Thüringen ausAktion "Das Handwerk hilft": Handwerksbetriebe werden mit Hilfsorganisationen vermittelt

Wegen des anhaltenden Krieges in der Ukraine bahnt sich eine humanitäre Katastrophe an. Den Menschen im Kriegsgebiet fehlt es am Nötigsten: Nahrung, Strom und Wasser. Die Handwerkskammer Erfurt will nicht tatenlos zusehen. „Dank der engen Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen kommt unsere Hilfe an. Gemeinsam mit unseren Mitgliedsbetrieben werden wir alles tun, damit die Hilfsgüter schnell und unbürokratisch ihren Weg zu den Hilfsbedürftigen finden“, erklärt Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt.

Am heutigen Dienstag (15. März) sind von der Handwerkskammer Erfurt gespendete Lebensmittel, darunter eine Tonne Mehl, 800 Kilogramm Zucker und 800 Liter Milch, in einen LKW verladen worden. Der Verein Ukrainische Landsleute in Thüringen e.V. wird die Lebensmittel in das Krisengebiet bringen. Von der Stadt Iwano-Frankiwsk sollen die Güter nach Kiew und Poltawa transportiert werden. „Damit können wir gut, schnell und effektiv helfen“, sagte Vereinsvorsitzender Vasyl Vitenko.

Auswirkungen werden deutlich

Derzeit wird deutlich, dass der Krieg in der Ukraine auch Auswirkungen auf das Handwerk in Nord- und Mittelthüringen hat. Einer aktuellen Umfrage zufolge ist etwa jeder dritte Handwerksbetrieb (35 Prozent) in seiner Geschäftsausübung behindert. Einerseits fällt die Ukraine als Lieferant aus, wodurch bereits existierende Lieferengpässe weiter verschärft werden. Andererseits wirken sich die Sanktionen gegen Russland aus und haben den Wegfall des Exportgeschäfts nach Russland zur Folge.

Besonders betroffen sind Bau- und Ausbaugewerke, Kfz- und Elektrohandwerke, energieintensive, holz- oder auch metallverarbeitende Handwerke, Lebensmittelhandwerke und Landmaschinenmechaniker sowie Betriebe mit Transporttätigkeiten. Als drängende Probleme werden vor allem die gestiegenen Preise und die Verfügbarkeiten von fossilen Energieträgern, Holz und Metallen sowie Agrarrohstoffen benannt. Darüber hinaus zeigen sich 15 Prozent der Betriebe über die Personalsituation besorgt: Mitarbeiter fallen aus, weil Berufspendler aus osteuropäischen Staaten nicht mehr zur Arbeit kommen oder osteuropäische Beschäftigte in Krisenregionen zurückkehren.

Gleichzeitig ist die Hilfsbereitschaft unter den Handwerksbetrieben groß. 38 Prozent geben an, dass ihre Gewerke bereits Unterstützungsangebote oder humanitäre Hilfsaktionen für Geflüchtete aus der Ukraine in ihrer jeweiligen Region auf die Beine stellen. Weitere 10 Prozent planen solche Hilfsaktionen. Die Initiativen im Handwerk reichen von der Aufnahme und Bereitstellung von Unterkünften für Flüchtlinge bis zur Organisation und Bereitstellung von Hilfslieferungen, Sach- und Geldspenden, Lebensmitteln und Medikamenten.

Politik ist gefragt

Die Bereitschaft der Handwerksbetriebe, Geflüchteten aus der Ukraine eine Beschäftigungs- oder Ausbildungschance zu ermöglichen, wird als sehr hoch eingeschätzt. „Als Handwerk werden wir unseren Beitrag leisten, damit die Menschen aus der Ukraine gut integriert werden können. Wir wollen und werden den Kontakt zwischen Handwerksbetrieben und Ukrainern forcieren, damit den Geflüchteten eine Beschäftigung ermöglicht wird“, sagt der HWK-Präsident. Neben dem Engagement der Handwerkskammer Erfurt sei auch die Politik gefragt. „Bundes- und Landespolitik sind zu raschem Handeln aufgerufen. Wir denken beispielsweise an sprachliche Integrationsprogramme, aber auch an zielgenaue Beratungen für Ausbildung, Qualifizierung oder Beschäftigung von Geflüchteten. Außerdem muss die Arbeitserlaubnis, genauso wie die Anerkennung beruflicher Qualifikationen, schnell und unbürokratisch erfolgen“, so Stefan Lobenstein.

Gleichzeitig sei es von Bedeutung, den heimischen Unternehmen unter die Arme zu greifen, etwa durch Informationen über den Außenhandel in Krisenregionen oder das Aufzeigen alternativer Vertriebswege, die Umsatzeinbrüche kompensieren könnten. „Die Liquidität des Zahlungsverkehrs muss abgesichert werden. Außerdem fordern wir bei öffentlichen Vergaben auf allen Ebenen die Verpflichtung zur Nutzung von Stoffpreisgleitklauseln und die Sicherstellung einer stabilen und bezahlbare Energie- und Rohstoffversorgung“, betont der HWK-Präsident.