Feierliche Urkundenübergabe: v.l.n.r. Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt und Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt gratulieren Josephine Wächter, Marius Überhagen, Phylice Diane Becher und Anna-Lena Andreß. Die vier Abiturienten gehen ihren Weg im Handwerk weiter und beginnen im September eine Ausbildung.
HWK EF
Feierliche Urkundenübergabe: v.l.n.r. Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt und Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt gratulieren Josephine Wächter, Marius Überhagen, Phylice Diane Becher und Anna-Lena Andreß. Die vier Abiturienten gehen ihren Weg im Handwerk weiter und beginnen im September eine Ausbildung.

Absolventinnen und Absolventen der Handwerkergymnasien geehrt

10. Juli 2020

Die diesjährigen Absolventinnen und Absolventen der beiden Erfurter Handwerkergymnasien sind offiziell verabschiedet worden. Am heutigen Freitag (10. Juli) erhielten die insgesamt 26 Schülerinnen und Schüler der Walter-Gropius-Schule und der Andreas-Gordon-Schule ihre Zertifikate, die ihnen die Teilnahme an den Schulungen zu Teil III und Teil IV der Meisterprüfung bescheinigen. Um die Regeln des Infektionsschutzes einzuhalten, fand die Ehrung im kleinen Rahmen im Hof der Handwerkskammer statt.

Im Mai haben die Schülerinnen und Schüler die bisher größte Prüfung ihres Lebens hinter sich gebracht – die Abiturprüfungen in Corona-Zeiten. „Sie mussten ihren Schulalltag und die Prüfungsphase ganz neu organisieren. Mit Hilfe der Werte des Handwerks – Flexibilität, Ideenreichtum, Anpassungsfähigkeit und Wille – haben sie aber auch unter turbulenten Umständen bewiesen, was Sie drauf haben. Dafür möchte ich Ihnen meinen großen Respekt aussprechen“, sagte der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein, bei der feierlichen Übergabe der Urkunden.

In drei Jahren an den beiden beruflichen Gymnasien in Erfurt stand das Handwerk im Fokus der Schulausbildung. Die Schülerinnen und Schüler spezialisierten sich in den Fachrichtungen Bautechnik, Elektrotechnik, Gestaltungstechnik oder Metalltechnik und absolvierten zwei Praktika in Handwerksbetrieben. Daneben haben sie – zusätzlich zu den regulären Lerninhalten des Abiturs – über 250 Stunden Betriebswirtschafslehre und mehr als 110 Stunden Pädagogik abgeleistet, also zwei wichtige Module der Meisterausbildung.

Mit dieser Zusatzqualifikation in der Tasche ist der Weg vom Lehrling über den Gesellen zum Meister geebnet. Tatsächlich steigt das Interesse der Schüler, direkt nach dem Abitur in das Handwerk einzusteigen. „Wir haben in diesem Jahr vier Absolventen, die diesen Karriereweg einschlagen. Sie lassen sich in den Berufen Kfz-Mechatroniker und Kfz-Karosseriemechaniker sowie als Bürokauffrau und Tischler ausbilden“, sagte Stefan Lobenstein.

Dank der Ausbildung am Handwerkergymnasium können sie ihre Lehrzeit verkürzen und später, während der Meisterausbildung, auf das Wissen der Schulungen zurückgreifen und direkt an einer Prüfung teilnehmen. Das führt nicht nur zu einer Zeitersparnis von mindestens einem halben Jahr, sondern spart ihnen auch gut 3000 Euro Weiterbildungskosten.

Das Modellprojekt wurde von der Handwerkskammer Erfurt und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport ins Leben gerufen. 2016 ist es in Kooperation mit der Walter-Gropius-Schule Erfurt, 2017 in Zusammenarbeit mit der Andreas-Gordon-Schule Erfurt gestartet. Die beiden Bildungseinrichtungen waren die ersten staatlichen Schulen in ganz Deutschland, die das Projekt umgesetzt haben – und damit Vorreiter in Sachen Berufsorientierung. Mittlerweile ist das Modellprojekt „zu einem regelrechten Exportschlager geworden. Im kommenden Schuljahr wird unser Bildungsprojekt am Staatlichen Berufsschulzentrum in Sonderhausen starten. Außerdem befinden wir uns mit einer weiteren Thüringer Schule in finalen Kooperationsverhandlungen“, informierte Stefan Lobenstein.

Mit dem Handwerkergymnasium reagiert die Handwerkskammer Erfurt auf den Fachkräftemangel, der im Handwerk deutlich zu spüren ist. „Es wird immer schwieriger, junge Menschen für eine Karriere im Handwerk zu begeistern und zu gewinnen. Das liegt nicht nur am demographischen Wandel, sondern auch am Akademisierungstrend. Dabei brauchen wir mehr Meister statt Master“, so der HWK-Präsident.