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Menschen brauchen eine Perspektive - Handwerk hilft der Ukraine

23. Mai 2022

Handwerkskammer Erfurt bietet ab sofort Erstberatungs-Check an

Nach dem Transport von Verbandskästen und lebenswichtigen Nahrungsmitteln in die Ukraine baut die Handwerkskammer Erfurt ihre Hilfe für vom Krieg in der Ukraine betroffene Menschen aus. Ab sofort wird ein Erstberatungs-Check angeboten, der die schnelle und unbürokratische Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt in Nord- und Mittelthüringen unterstützen soll. „Der Krieg in der Ukraine dauert bereits drei Monate an, ein Ende ist derzeit nicht absehbar. Die erste Hilfswelle darf jetzt nicht abebben. Menschen, die vor Bomben und Raketen in ihrer Heimat flüchten mussten, brauchen eine mittel- und langfristige Perspektive in Deutschland. Nach dem Ankommen und dem Spracherwerb nimmt der Wunsch nach einer Beschäftigung immer mehr zu“, sagt der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein.

Im Rahmen der neuen Serviceleistung nimmt die Handwerkskammer Erfurt Informationen zu Berufsabschlüssen, Arbeitserfahrungen und Sprachkompetenzen auf, so dass Geflüchteten eine erste Einschätzung mit Blick auf einen vergleichbaren deutschen Ausbildungsberuf erhalten. Das Ergebnis der Kurzberatung wird dokumentiert und hilft im nächsten Schritt sowohl Ukrainern, die sich gezielt auf Stellen im Handwerk bewerben und sich in die Betriebe integrieren möchten, als auch Betrieben, die offene Stellen besetzen möchten.

Daneben berät die Handwerkskammer Erfurt über ihre Anerkennungsstelle und über die Projekte „Förderung der beruflichen Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte (FIF)“ sowie „Willkommenslotse“* zu den Themen Berufswahl, Praktikum und Ausbildung, Beschäftigung und Anerkennung. „Wir setzen auf unsere etablierten Strukturen und die Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die alle Fallstricke der Integration ausländischer Fachkräfte kennen und ihnen daher bestens den Rücken stärken können“, sagt Stefan Lobenstein. Um auf alle Angebote für Personen mit Flucht- und Migrationshintergrund aufmerksam zu machen, hat die Handwerkskammer Erfurt einen mehrsprachigen Steckbrief erstellt, der beispielsweise Sprachschulen und Sozialämtern zur Verfügung gestellt wurde.

Chance für Betriebe

Der Präsident der Handwerkskammer Erfurt sieht in der Vermittlung eine große Chance für die Betriebe im Kammerbezirk. „Das Handwerk in Nord- und Mittelthüringen sucht händeringend nach qualifiziertem Personal. Die Einbindung der Geflüchteten aus der Ukraine kann ein Mosaikstein sein, um den Fachkräftebedarf kurz-, mittel- und auch langfristig zu decken und damit den Fortbestand der Betriebe zu sichern. Die Betriebe sind aus unserer Sicht gut beraten, sich dieser Möglichkeit zu öffnen und aktiv nach Unterstützung zu suchen“, betont Stefan Lobenstein.

Die meisten Handwerksberufe würden zu den nicht reglementierten Berufen zählen. Demnach könnten Personen, die aus der Ukraine geflüchtet sind und sich mit vorübergehendem Schutz im Sinne des Aufenthaltsgesetzes in Deutschland aufhalten, eine Erwerbstätigkeit in diesen Berufen auch ohne formale Berufsanerkennung aufnehmen. In reglementierten Berufen, beispielsweise im Gesundheitsbereich, muss hingegen das Anerkennungsverfahren beantragt werden. Grundsätzlich, so informiert die Handwerkskammer Erfurt, müssen Personen aus Drittstaaten, die nicht als Schutzsuchende, sondern als Fachkräfte nach Deutschland zuwandern wollen, nach den Regeln des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes generell vor ihrer Einreise die formale Anerkennung des ausländischen Berufsabschlusses anstreben.

Darüber hinaus engagiert sich die Handwerkskammer Erfurt als Mitglied in der AG „Integration in Arbeit“ des Netzwerks für Integration der Landeshauptstadt Erfurt sowie in weiteren regionalen Netzwerken. Zudem pflegt die Kammer einen engen Austausch mit dem Verein Ukrainische Landsleute in Thüringen, so dass Unterstützungsangebote bedarfsgerecht und zielgruppenspezifisch entwickelt werden können.

 

Zur Information:

*„FIF“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Thüringer Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern zur Förderung der beruflichen Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte und wird aus Mitteln des Freistaates Thüringen finanziert. Ziel des Projekts „Willkommenslotsen“ ist es, Thüringer Unternehmen für die Möglichkeit der Fachkräftesicherung aus dem Kreis der Geflüchteten zu sensibilisieren und beratend zu unterstützen. Das Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.