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Handwerk fordert Strategiewechsel statt Dauer-Lockdown

23. März 2021

Handwerkskammer Erfurt reagiert auf die jüngsten Bund-Länder-Beschlüsse

Die am 22. März 2021 getroffenen Bund-Länder-Beschlüsse zur Eindämmung der Corona-Pandemie reiben das Handwerk in Nord- und Mittelthüringen weiter auf. „Die Verlängerung des Lockdowns ein weiterer harter Schlag für all jene Handwerksbetriebe, die direkt oder indirekt von den neuen Regelungen und insbesondere von der Schließung um Ostern betroffen sind. Während der Kollaps des Gesundheitssystems vermieden werden soll, wird ein wirtschaftlicher Kollaps der Betriebe im Kammerbezirk immer wahrscheinlicher“, sagt Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt.

Das Handwerk in Nord- und Mittelthüringen kritisiert insbesondere die anhaltende Stopp-and-Go-Taktik der Ministerpräsidentenkonferenz, die den Betrieben keine Perspektive bietet. „Seit dem Ausbruch der Pandemie fährt die Politik nur auf Sicht, obwohl Lösungen aus der Krise entwickelt wurden. Statt eine Langzeitstrategie zu verfolgen, wird der Lockdown alle zwei, drei Wochen verlängert und angepasst. Das zermürbt viele Betriebe und lässt das Vertrauen in die Politik sinken“, sagt Stefan Lobenstein. Direkt und indirekt betroffene Handwerksbetriebe wie körpernahe Dienstleistungen, aber auch Unternehmen mit angegliederten Gastronomie-Bereichen oder Unternehmen, die von Aufträgen aus der Tourismus- und/oder Kunst- und Kulturbranche leben, stehen von immer größer werdenden Scherbenhaufen.

Daneben ist noch völlig unklar, wann und wie die Bund-Länder-Beschlüsse in der Thüringer Landesverordnung umgesetzt werden und was die Erklärung des Grünendonnerstags und Ostersamstags als Ruhetag für die Handwerksbetriebe bedeutet. „Die Telefone stehen derzeit nicht still. Wir stehen in engem Austausch mit den zuständigen Ministerien, um Klarheit über die Situation zu erhalten. Hier ist Eile geboten. Für unsere Betriebe zählt jeder Tag“, erklärt Lobenstein. „Dabei treibt uns besonders die Frage um, wer die Betriebe für die pandemiebedingten Verluste, wenn beispielsweise Kunden absagen und Friseur- bzw. Kosmetiktermine ausfallen oder Aufträge kurzfristig storniert werden, entschädigt“.

Strategiewechsel gefordert

Das Handwerk in Nord- und Mittelthüringen drängt im Zuge der jüngsten Entwicklungen vehement auf einen Strategiewechsel im Kampf gegen das Coronavirus. Dazu gehöre das flächendeckende und schnellere Impfen als zentrales Instrument aus der Krise, flankiert von einer gut durchdachten und realisierbaren Teststrategie, so dass Betriebe losgelöst von der bisherigen Fixierung auf den Inzidenzwert geöffnet werden bzw. geöffnet bleiben können. „Damit wird den Unternehmen, anders als aktuell, überhaupt erst eine Chance gegeben, ihre Existenz durch ihr eigenes Zutun über Abstands- und Hygienekonzepte oder testbegleitete Öffnungen zu sichern. Das ist dringend notwendig, um das wirtschaftliche Leben in der Zeit nach Corona in Schwung zu bringen und vor allem Arbeits- und Ausbildungsplätze langfristig zu sichern“, betont der HWK-Präsident.

„Die politischen Versäumnisse beim Impfen und bei der digitalen Nachverfolgung von Infektionsketten werden jetzt unmittelbar. Wir Handwerker tun alles, damit unsere Kunden gesund bleiben. Diese Verlässlichkeit erwarten wir auch von der Politik. Wir können es uns aber nicht leisten auf der Stelle zu treten und erwarten dieses Mal zeitnah die neue Thüringer Landesverordnung mit praktikablen Umsetzungsszenarien. Es muss ein unternehmerisches Handeln dort -und insbesondere über Ostern- möglich sein, wo die Hygieneanforderungen erfüllt sind“, fordert Stefan Lobenstein.