Die Besucher sind Teilnehmer des Deutsch-Japanischen Austauschprogramms für junge Berufstätige.
HWK EF
Die Besucher sind Teilnehmer des Deutsch-Japanischen Austauschprogramms für junge Berufstätige.

Blick hinter die Kulissen

27. Juli 2023

Deutsch-Japanisches Austauschprogramm für junge Berufstätige

Und wie sieht eine deutsche Bäckerei aus? Diesen Fragen ging eine siebenköpfige Delegation aus Japan beim Besuch in der Konditorei und Bäckerei Lobenstein in Erfurt – unter Federführung von Konditorin Anne-Kathrin Trum – nach. Der Besuch war Bestandteil des Deutsch-Japanischen Austauschprogramms, das auch Einblicke in das Handwerk ermöglicht.

Nach einem Rundgang im Betrieb haben die Gäste aus Fernost zunächst zahlreiche Informationen zum Erwerb des Meistertitels erhalten, der Handwerkerinnen und Handwerker zur Gründung oder Übernahme eines Betriebs berechtigt. HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Malcherek und Magdalena Szypa, Bildungsexpertin der Handwerkskammer Erfurt, haben den Ablauf der Meisterausbildung und die Grundlagen der Prüfungen skizziert.

Als weiterer Themenschwerpunkt wurde die „Industrie 4.0“, ihre Chancen und ihre Herausforderungen für den Betrieb gewählt. Das Bäckerhandwerk zählt zu einem der traditionellsten und beständigsten Handwerksberufe der Welt. Viele Schritte des Backens sind seit Jahrhunderten gleich. Dennoch wird auch in der Bäckereibranche zunehmend auf Digitalisierung gesetzt, um die Betriebe für die Zukunft zu rüsten. So wurde gezeigt, wie die digitalen Helfer Bäcker und Verkäufer entlasten können, ohne aber zu einer Industrialisierung des Backens zu führen.

Individuelle Nachwuchsförderung

Außerdem wurde die Nachwuchsförderung thematisiert. Die Konditorei und Bäckerei Lobenstein mit derzeit 18 Mitarbeitern sorgt seit 1937 für Handwerkernachwuchs. Seit der politischen Wende sind gut 30 Lehrlinge in den Berufen Bäcker, Konditor und Fachverkäufer für Lebensmittelhandwerkkonditorei ausgebildet und elf nach der Ausbildung übernommen worden. Die Philosophie des Unternehmens wie die Nutzung regionaler Ressourcen kommt bei Jugendlichen gut an. Zudem sichern die verschiedenen Wege ins Handwerk – darunter Praktika und Einstiegsqualifizierung – oder die Nutzung unterschiedlicher Potenziale, zum Beispiel auch von Geflüchteten oder Migranten, den Nachwuchs Jahr für Jahr.

Daneben werden die Lehrlinge individuell gefördert und die Attraktivität der Ausbildung durch Anreize wie Auslandsaufenthalte gestärkt. Im Herbst 2023 wird Anne-Kathrin Trum während eines zweiwöchigen Austauschs in Japan über das Japanisch-Deutsche Zentrum Berlin (JDZB) selbst Auslandserfahrungen sammeln können. Unterstützt wird sie dabei durch die Berater des Projektes „Berufsbildung ohne Grenzen“, das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird.

Austausch seit über 15 Jahren

Seit über 15 Jahren besuchen Japaner das Café Lobenstein und stellten sich dem Austausch. Die Besucher sind Teilnehmer des Deutsch-Japanischen Austauschprogramms für junge Berufstätige, das vom JDZB in Zusammenarbeit mit dem Landesjugendring Thüringen e.V. organisiert wird. In ihrem Heimatland gehen sie unterschiedlichen Berufen nach, auch außerhalb des Handwerks. Bei der Reise durch die Bundesrepublik lernten sie verschiedene Berufe und Betriebe kennen.