Drei Jahre lang stand an den beiden beruflichen Gymnasien in Erfurt das Handwerk im Fokus der Schulausbildung.
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Drei Jahre lang stand an den beiden beruflichen Gymnasien in Erfurt das Handwerk im Fokus der Schulausbildung.

Zwei Handwerkergymnasien in Erfurt: Absolventinnen und Absolventen offiziell verabschiedet

14. Juli 2021

Insgesamt 33 Schülerinnen und Schüler starten nun in das Berufsleben

Sie haben sich in Corona-Zeiten auf ihr Abitur vorbereitet und gleichzeitig ins Handwerk hineingeschnuppert: Die insgesamt 33 Absolventinnen und Absolventen der beiden Erfurter Handwerkergymnasien, der Andreas-Gordon-Schule (9) und der Walter-Gropius-Schule (24), sind offiziell verabschiedet worden. In einer kleinen Feierstunde haben sie ihre Zertifikate erhalten, die ihnen die Teilnahme an den Schulungen zu Teil III und Teil IV der Meisterprüfung bescheinigen.  

Vor wenigen Wochen haben die Schülerinnen und Schüler die bisher größte Hürde ihres Lebens hinter sich gebracht – die Abiturprüfungen. „Sie waren bereits im vergangenen Schuljahr stark von der Pandemie betroffen und mussten auch in diesem Jahr viele Veränderungen im Schulalltag mittragen. Sie haben sich neu organisiert und die Herausforderung mit Bravour gemeistert, auch dank der Werte des Handwerks: Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, Ideenreichtum und eiserner Wille. Dafür möchte ich Ihnen meinen großen Respekt aussprechen“, sagte der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein, am 13. Juli im Kaisersaal bei der Feierstunde der Walter-Gropius-Schule.

In drei Jahren an den beiden beruflichen Gymnasien in Erfurt stand das Handwerk im Fokus der Schulausbildung. Die Schülerinnen und Schüler spezialisierten sich in den Fachrichtungen Bautechnik, Elektrotechnik, Gestaltungstechnik oder Metalltechnik und haben – zusätzlich zu den regulären Lerninhalten des Abiturs – über 250 Stunden Betriebswirtschafslehre und mehr als 110 Stunden Pädagogik abgeleistet, also zwei wichtige Module der Meisterausbildung.

Weg ins Handwerk finden

Mit dieser Zusatzqualifikation in der Tasche ist der Weg vom Lehrling über den Gesellen zum Meister geebnet. Dank der Ausbildung am Handwerkergymnasium können sie ihre Lehrzeit verkürzen und später, während der Meisterausbildung, auf das Wissen der Schulungen zurückgreifen und direkt an einer Prüfung teilnehmen. Das führt nicht nur zu einer Zeitersparnis von mindestens einem halben Jahr, sondern spart ihnen auch gut 3.000 Euro Weiterbildungskosten.

Das Modellprojekt wurde von der Handwerkskammer Erfurt und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport ins Leben gerufen. 2016 ist es in Kooperation mit der Walter-Gropius-Schule Erfurt, 2017 in Zusammenarbeit mit der Andreas-Gordon-Schule Erfurt gestartet. Die beiden Bildungseinrichtungen waren die ersten staatlichen Schulen in ganz Deutschland, die das Projekt umgesetzt haben – und damit Vorreiter in Sachen Berufsorientierung.

Mit dem Handwerkergymnasium reagiert die Handwerkskammer Erfurt auf den Fachkräftemangel, der im Handwerk deutlich zu spüren ist. „Es wird immer schwieriger, junge Menschen für eine Karriere im Handwerk zu begeistern und zu gewinnen. Das liegt nicht nur am demographischen Wandel, sondern auch am Akademisierungstrend. Dabei brauchen wir mehr Meister statt Master“, so der HWK-Präsident.