Paul-Philipp Braun
Fünf herausragende Projekte haben sich der Jury vorgestellt.

Zukunftspreis 2025: Nominierte präsentieren ihre Ideen und Innovationen

19. Juni 2025

Die Nominierten des Zukunftspreises 2025 der Handwerkskammer Erfurt und der Industrie- und Handelskammer Erfurt stehen fest. Zu den fünf Handwerksbetrieben, die den Sprung in die diesjährige Endrunde geschafft haben und sich echte Chancen auf die begehrte Auszeichnung ausrechnen dürfen, gehören:

Handwerk trifft Hightech

Traditionelles Handwerk und modernste Roboter-Technologie sind keine Widersprüche. Das beweist ein Blick in die Werkstatt des Erfurter Betriebs Carvetec e.K, in dem modifizierter Industrieroboter zum Einsatz kommt. Mit einem speziellen Hochleistungs-Fräspinsel, einem automatisierten Werkzeugwechsler und einer KI-gestützten Software ausgestattet, fräst die Innovation einzigartige Designs und komplexeste Formen aus Holz und anderen Materialien – effizient, präzise und ressourcenschonend. Kombiniert mit einem robotergestützten 3D-Druckverfahren werden auch extrem große Bauteile – oft in einem einzigen Arbeitsschritt – ermöglicht.

Der Industrieroboter, an dem Geschäftsführer Jürgen Hentschel über Jahre getüftelt hat, ist echte Pionierarbeit und verschiebt die bisherigen Grenzen der individuellen Fertigung. Die Kunden können sich über kreative, maßgeschneiderte Produkte und über Bauteile in zuvor unerreichter Qualität freuen, während der Betrieb den Produktsaufwand reduziert hat und Ressourcen schont, weil Abfälle zu neuen hochwertigen Produkten verarbeitet werden. So viel Innovation steigert nicht nur das Interesse an KI, Robotik und Technologie, sondern schafft auch neue Arbeitsplätze in der Region und ein lebendiges Netzwerk – wichtige Grundpfeiler für die Zukunft eines Betriebs.

Paul-Philipp Braun
Jürgen Henschel ist Inhaber des Unternehmens Carvetec GmbH aus Erfurt, welches sich um den Zukunftspreis 2025 beworben hat.

Investition in die Zukunft

Eine faire Ausbildungsvergütung, eine individuelle Betreuung und eine vielversprechende Zukunftsperspektive: Wer Handwerker ausbilden will, muss etwas bieten. Das in Bahnhof Heldrungen ansässige Bauunternehmen Hansjörg Kunze GmbH, das seit seiner Gründung im Jahr 1993 über 40 Menschen ausgebildet hat, hebt sich mit seinem Engagement deutlich von anderen Unternehmen ab. Um neue Fachkräfte zu gewinnen und zu sichern, veranstaltet es ein jährliches Lehrlingscamp. Eine Woche lang arbeiten angehende und aktuelle Lehrlinge – über alle Gewerke hinweg – an einem gemeinsamen Projekt. Im vergangenen Jahr ist so der Neubau für einen Sportverein in der Region entstanden.

Das Lehrlingscamp, das 2025 bereits zum vierten Mal auf die Beine gestellt wird, fördert die individuellen Stärken, aber auch die Zusammenarbeit im Team. Neben neuem Fachwissen wird der respektvolle Umgang mit- und untereinander geschult und zudem die Bindung zum Betrieb gestärkt. Überhaupt versteht sich das Unternehmen als wichtiger Ansprechpartner – auch wenn es einmal Herausforderungen gibt. Der enge Draht zu Schulen oder der Besuch von Berufsinformationsveranstaltungen sind genauso selbstverständlich wie Extrastunden in Problemfächern, eine Finanzspritze für den Erwerb des Führerscheins oder die Hilfe bei der Wohnungssuche.

Paul-Philipp Braun
Das Bauunternehmen Kunze aus Heldrungen hat sich um den Zukunftspreis von IHK und HWK beworben. Ansatz des Unternehmens ist es, die Azubis mittels eines Azubi-Camps stärker in das Team und die Themen einzubeziehen.

Der papierlose Handwerksbetrieb

Den Satz „Das haben wir doch schon immer so gemacht“ hat Rocco Funke aus seinem Vokabular gestrichen. Stattdessen fragen sich der Inhaber eines Ingenieurdienstleisters für Gebäudediagnostik aus Leinefelde-Worbis und seine Mitarbeiter, wie der Geschäftsalltag (noch) besser geht. Die Antwort: Eine konsequente Digitalisierung. Seit dem Jahr 2021 sind alle Abläufe beim Kunden digital, jetzt wird auch der Erstkontakt automatisiert. Anfragen laufen fortan über eine smarte Schnittstelle, aus der Stammsoftware wird automatisch eine Trello-Karte und ein Angebot mit Entfernungs- und Rechtshinweisen generiert. Bestätigt der Kunde, startet das Team dank Push-Nachricht eigenständig – ohne Rückfrage beim Chef oder bei der Buchhaltung.

Die Erfolgsbilanz: Die Abläufe sind produktiver, und es bleibt mehr Zeit für die eigentlichen Aufgaben. Wurden 2022 noch 389 Projekte umgesetzt, waren es 2024 – bei gleichbleibender Belegschaft – bereits 585 Projekte. Damit ist nicht nur der Umsatz gestiegen, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Sie agieren eigenverantwortlich und legen die Basis des Erfolgs, dürfen sich aber auch über neue Freiräume freuen. Die Vier-Tage-Woche hat sich in dem Betrieb längst etabliert, was – gerade bei der Gen Z – ein echter Wettbewerbsvorteil im Ringen um Fachkräfte ist.

Paul-Philipp Braun
Das Handwerksunternehmen Rocco Funke ELBS aus Leinefelde bewirbt sich mit dem papierlosen Buero um den Zukunftspreis von IHK und HWK.

Ein Roboter, viele Lösungen

Schweißarbeiten effizienter, genauer und sicherer ausführen: Das ist das Ziel der Metallbau Zacher GmbH aus Erfurt. Der neue Schweißroboter, der den Schweißprozess automatisieren und verbessern soll, ist eine echte Innovation und hat nicht umsonst einen festen Platz in der Werkstatt des Metallbauunternehmens. Ohne manuelles Nachjustieren löst er gleich mehrere Herausforderungen des Handwerks.

Nach einer Machbarkeitsstudio mit Robotik-Experten wurde der Schweißroboter erprobt und schließlich fest in die Serienproduktion integriert. Tag für Tag wird gelernt und getüftelt, so dass sich das Team um Geschäftsführer Ron Rexhäuser von anfangs einfachen Projekten zu kniffligen Produktionen steigern konnte. Weil die Schweißarbeiten nun direkt nacheinander erfolgen können, ohne einen Riegel neu zu positionieren, wird Arbeitszeit eingespart und kosteneffizienter produziert. Gleichzeitig liefert der Roboter eine konstant hohe Qualität – was das Unternehmen auf dem Markt für sich zu nutzen weiß. Darüber hinaus entlastet die moderne Technologie Mitarbeiter von der körperlich schweren Arbeit. Und weil für die Bedienung keine klassische Schweißausbildung erforderlich ist, kann unabhängiger von speziell ausgebildetem Personal gearbeitet werden – ein echter Vorteil in Zeichen des Fachkräftemangels.

Paul-Philipp Braun
Das Metallbauunternehmen Zacher aus Erfurt hat sich um den Zukunftspreis von IHK und HWK beworben. Ansatz des Unternehmens ist es, Schweissroboter einzusetzen, um somit Mitarbeitende zu entlasten.

Wärme speichern, Klima schützen

Die Lösung für eine nachhaltige Wärmeversorgung könnte unter den Füßen liegen. Zumindest stellt die Prinz Thermotechnik GmbH aus Waltershausen mit einem neuen Speicher eine zukunftsweisende Lösung vor.

Die in Thüringen entwickelte innovative Speichertechnologie gilt als absoluter Vorreiter in Deutschland. Sie leistet einen aktiven Beitrag zur regionalen Energiewende. Der Prototyp wurde bereits erfolgreich realisiert und umfasst erprobt, das Patentverfahren läuft.

 

Paul-Philipp Braun
Das Unternehmen Prinz aus Waltershausen bewirbt sich um den Zukunftspreis der Handwerkskammer.

 

„Die Bewerber spiegeln nicht nur die Vielfalt der Unternehmen in Nord- und Mittelthüringen wider, sondern verkörpern unternehmerischen Mut. Ideen zu entwickeln, zu investieren und auch einmal ins Risiko zu gehen, ist vorbildhaft und verdient unseren Respekt“, sagt Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt.

Am 18. Juni stellten die Handwerksbetriebe ihre innovativen Ideen und Projekte einer unabhängigen Expertenjury vor. Die Präsentationen, die von Digitalisierung über Fachkräftesicherung zu Prozessoptimierung reichten, zeigten eindrucksvoll, wie Handwerksunternehmen durch Innovationen nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern Lösungen finden und sich damit zukunftsfähig aufstellen. „Das besondere Engagement, das wir auch in diesem Jahr erleben durften, stärkt nicht nur die einzelnen Betriebe, sondern das gesamte Handwerk in unserer Region“, so Lobenstein.

Die feierliche Verleihung des Zukunftspreises 2025 findet am 1. September 2025 in der Industrie- und Handelskammer Erfurt statt. Die Gewinner dürfen sich nicht nur über ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro freuen, sondern auch über eine erhöhte Sichtbarkeit ihrer innovativen Projekte in der Öffentlichkeit.

HWK EF
Herzlichen Dank an unsere Jury: v.l.n.r. Michael Tallai, Geschäftsführer der FUNKE Medien Thüringen, Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Matthias Wierlacher, Vorstandsvorsitzender der Thüringer Aufbaubank, Dr. Franziska Weise, Leiterin Service Forschung und Transfer der FH-Erfurt, Peter Zaiß, Präsident der IHK Erfurt (ab 01.07.2025)

Der Zukunftspreis 2025 wird in Kooperation mit der Thüringer Allgemeinen und der Thüringer Aufbaubank ausgelobt. Wir danken unseren Partnern für die Unterstützung!