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Herbstkonjunktur 2025: Handwerk stabilisiert sich, Zuversicht bleibt gedämpft

20. Oktober 2025

Das Handwerk in Nord- und Mittelthüringen zeigt sich stabilisiert, doch die Zukunftserwartungen bleiben verhalten. Das geht aus der Herbst-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Erfurt hervor. „Der Großteil der Betriebe beweist eine beeindruckende Standfestigkeit, aber der Aufschwung bleibt fragil. Viele Handwerkerinnen und Handwerker arbeiten mit großem Engagement, stoßen aber auf immer neue Hürden. Der entscheidende Impuls für nachhaltiges Wachstum fehlt“, sagte der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein, im Rahmen der Pressekonferenz am heutigen Montag (20. Oktober 2025).

Der Geschäftsklimaindex liegt bei 101,65 Punkten – dem höchsten Wert seit vier Jahren. Dennoch bleibt die Stimmung in den Betrieben von Fachkräftemangel, Kostensteigerungen und wirtschaftspolitscher Unsicherheit belastet.

Geschäftslage verbessert sich, Investitionen liegen auf Eis

Mehr als 80 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Lage als gut oder befriedigend. Besonders stark zeigt sich das KFZ-Handwerk, während das Handwerk für den gewerblichen Bedarf und das Nahrungsmittelhandwerk mit rückläufigen Zahlen kämpfen. Branchenübergreifend ist die Auftragsreichweite ist auf 8,6 Wochen gesunken – der niedrigste Wert seit 2020. „Immer mehr Betriebe arbeiten von Auftrag zu Auftrag. Das macht langfristige Planung fast unmöglich“, so Stefan Lobenstein.

Die Investitionsbereitschaft rangiert auf historisch niedrigem Niveau: Nur 5,7 Prozent der Betriebe planen steigende Investitionen, fast die Hälfte will sogar kürzen. „Das ist ein deutliches Warnsignal. Wer nicht investiert, verliert mittelfristig an Wettbewerbsfähigkeit“, betont Lobenstein.

Heterogenes Bild zwischen den Gewerken

Die Umfrage zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Das Bauhauptgewerbe stabilisiert sich nach längerer Schwächephase und sendet vorsichtige Signale der Erholung. Der Anteil der Betriebe mit steigenden Investitionen hat sich von 2 auf 15 Prozent erhöht. Das Ausbaugewerbe bleibt ein Stabilitätsanker: 40 Prozent der Betriebe bewerten ihre Lage als gut, nur rund zehn Prozent als schlecht.

Im Nahrungsmittelhandwerk dagegen verschärft sich die Lage: Steigende Kosten bei Energie und Rohstoffen treffen auf stagnierende Verkaufspreise – viele Betriebe arbeiten an der Belastungsgrenze.

Bürokratie, Fachkräftemangel und Kostensteigerung bremsen

Trotz der leichten Erholung bleibt der Druck auf die Betriebe hoch. Der Fachkräftemangel und steigende Kosten bremsen das Wachstum, die überbordende Bürokratie ist weiterhin ein zentrales Hemmnis. Das bestätigte auch Elektromeister Michael Tengler aus Waltershausen. Im Rahmen der Pressekonferenz schilderte er, wie sich komplexe Ausschreibungen und Dokumentationspflichten auf seinen Arbeitsalltag auswirken. „In den Ausschreibungen sind keine Muster zu erkennen, so dass ich meist von Null anfangen muss. Ich sitze länger an formellen Vorarbeiten als am eigentlichen Angebot. Und das noch in einer Phase, in der ich gar nicht weiß, ob ich den Auftrag erhalte“, sagte er.

Nach Angaben der Handwerkskammer Erfurt geht rund ein Drittel der Arbeitszeit von Betriebsinhabern und Führungskräften für Dokumentation und Verwaltung – und damit für die Arbeit am Schreibtisch statt auf der Baustelle oder in der Werkstatt – verloren. Die Organisation fordert von der Politik mehr Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen, gezielte Investitionsanreize sowie eine spürbare Entlastung von bürokratischen Pflichten durch digitale Verfahren, die Mehrfacheinreichungen vermeiden. „Wenn wir das Handwerk entlasten wollen, müssen wir Bürokratie konsequent abbauen – und gleichzeitig Investitionen erleichtern. Es braucht weniger Regulierung, mehr Vertrauen und eine Politik, die Betriebe wieder arbeiten statt verwalten lässt“, sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Malcherek.