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Bürokratiebelastung im Handwerk: Alarmierende Ergebnisse einer Sonderumfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks

31. Juli 2023                               

Die Bürokratiebelastung im Handwerk erreicht besorgniserregende Ausmaße, wie eine aktuelle Sonderumfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) in Zusammenarbeit mit den 53 Handwerkskammern im ersten Quartal 2023 ergab. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die wirtschaftliche Entwicklung von Handwerksbetrieben durch die enorme Menge an Dokumentations-, Nachweis- und Informationspflichten erheblich behindert wird.

Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt, äußerte sich besorgt zu den Resultaten der Umfrage: „Die erreichte Menge an Bürokratie würgt die wirtschaftliche Entwicklung von Handwerksbetrieben in ohnehin schwierigen Zeiten regelrecht ab. Viele junge Menschen schrecken vor der Selbstständigkeit zurück, gerade wegen der immensen Bürokratie. Die Politik muss erkennen, dass ein "Weiter so" nicht akzeptabel ist.“ Das angekündigte Bürokratieentlastungsgesetz sei wichtig, aber nur ein erster Schritt, so Malcherek. Vielmehr sei ein breiter Ansatz erforderlich, der bestehende Lasten abbaut, neue Bürokratie vermeidet und die effiziente und digitale Verwaltung vor Ort einschließt. Die Politik müsse schnell und entschlossen handeln, damit Bürokratie nicht zur Transformationsbremse wird. Das Handwerk stehe als konstruktiver Partner mit zahlreichen Maßnahmenvorschlägen zur Seite.

Die Ergebnisse der Sonderumfrage „Bürokratiebelastung im Handwerk“ verdeutlichen die Dringlichkeit einer konsequenten Entlastung von unnötiger Bürokratie:

  • Für 74 Prozent (Thüringen: 86 Prozent) der teilnehmenden Handwerksbetriebe ist der Bürokratieaufwand in den letzten fünf Jahren gestiegen.
  • Ständige Anpassungen an neue gesetzliche Regelungen sind für 76 Prozent (Thüringen: 70 Prozent) der Handwerksbetriebe der größte Belastungsfaktor, gefolgt vom Aufwand zur Erfüllung von Nachweis- und Dokumentations-pflichten mit 54 Prozent (Thüringen: 69 Prozent).
  • 58 Prozent (Thüringen: 70 Prozent) der Betriebe geben an, dass die Selbständigkeit im Handwerk infolge der Bürokratiebelastung zunehmend unattraktiv ist.
  • Von 68 Prozent (Thüringen: 50 Prozent) der Handwerksbetriebe, die digital mit Behörden kommunizieren, wird der digitale Austausch als Entlastung empfunden.
  • 35 Prozent (Thüringen: 38 Prozent) der Betriebe kommunizieren mit Behörden jedoch nicht digital. Maßgeblicher Grund: Es fehlt an digitalen Kommunikationskanälen der Verwaltungen.

Die hohe Beteiligung von bundesweit 10.630 Betrieben zeigt die enorme Relevanz des Themas für die betriebliche Praxis. Die Umfrageergebnisse wurden anhand der Beschäftigtengrößenzahlen gewichtet und auf das Gesamthandwerk hochgerechnet, um die Ergebnisse repräsentativ darzustellen. Im Zuge der Sonderumfrage wurden auch die Angaben der Thüringer Handwerksbetriebe ausgewertet.

Die Handwerkskammer Erfurt und der ZDH setzen sich gemeinsam dafür ein, dass die Bürokratiebelastung im Handwerk spürbar reduziert wird, um die Leistungs-, Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksbetriebe nachhaltig zu sichern. Die Politik sei gefordert, die drängendsten Entlastungsmaßnahmen umzusetzen und die bürokratischen Hürden für das Handwerk nachhaltig zu verringern.

Auszug aus der Sonderumfrage „Bürokratiebelastung im Handwerk“:

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