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Ja zum MeisterHandwerk fordert ein "Europa der Vielfalt"

Europa steht am Sonntag auf dem Prüfstand. Fünf Krisenjahre haben Stärken, aber auch Schwächen offengelegt. Und am 25. Mai entscheiden die Bürger über die künftige Ausrichtung. Stefan Lobenstein, Präsident des Thüringer Handwerkstages, ruft daher alle Bürger im Freistaat auf, ihre Stimme für Europa abzugeben. „Wir leben in Freiheit, Sicherheit und Frieden. Das müssen wir als Europäer gemeinsam erhalten. Und dafür braucht es ein starkes Europaparlament. Mit einer hohen Wahlbeteiligung erhält dieses demokratische Element eine starke Legitimation.“ Gleichzeitig fordert er „so viel Europa wie nötig, so viel nationale und regionale Gestaltungsspielräume wie möglich - in einem Europa der Vielfalt.“

Für das Thüringer Handwerk ist wichtig, dass das Subsidiaritätsprinzip strikt beachtet wird. Lobenstein: „Europa darf nicht eigenmächtig Kompetenzen an sich ziehen, sondern muss dazu in jedem Einzelfall durch die Mitgliedstaaten legitimiert werden.“ Wichtig seien für das Handwerk schlanke Strukturen, weniger Bürokratie und intelligente Rechtsetzung. Mehr Integration sei dort wünschenswert, wo sie den Kern europäischer Politik betreffe. Dies gelte beispielsweise in der Handelspolitik, in der Energiepolitik und in der Außenpolitik. Zurückziehen sollte sich die EU aber von Aufgaben, die in Kommunen, Regionen oder Mitgliedstaaten besser und vor allem bürgernäher gelöst werden können.
Mit einem klaren „Ja“ bekennt sich das Handwerk zu einer starken europäischen Wettbewerbsgemeinschaft, die Anreize schafft und Leistung belohnt. Demografischer Wandel und hohe Arbeitslosenzahlen stellen Europa in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen. Dazu gehört die Sicherung qualifizierter Arbeitskräfte. Um sein Wirtschaftsmodell nachhaltig zu erhalten und zu stärken, brauche Europa flexible und qualifizierte Arbeitskräfte, die den tatsächlichen Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen, so der THT-Präsident. Das deutsche System der Dualen Ausbildung qualifiziere praxisnah und stelle einen direkten Übergang in den Arbeitsmarkt sicher. Die vergleichsweise niedrige Jugendarbeitslosigkeit habe ihren Ursprung im Dualen Ausbildungssystem, welches mit der Meisterqualifikation einhergehe und daher Maßstab für Europa sein könne. Lobenstein warnt davor, dies zu unterlaufen, auszuhöhlen oder zu schwächen. Deshalb sagen wir „Ja zu Ausbildung und Meister – Ja zum Handwerk“. Lobenstein: „Es darf keine Aushöhlung des Meisterbriefes durch die Hintertür der Deregulierung und Liberalisierung geben.“

Europa braucht nach Überzeugung des Handwerks mehr nachhaltiges Unternehmertum. Die europäischen Institutionen müssten die Rahmenbedingungen für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) daher verbessern. Es gelte insbesondere, Innovationen voranzutreiben, bürokratische Hindernisse abzubauen, Finanzierungsengpässe zu beheben, den Gründergeist zu wecken und die Erschließung neuer Märkte zu begleiten. Der Weg aus der Krise führt
über mehr Wachstum, mehr Wettbewerb, mehr Eigenverantwortung und eine Verankerung des Prinzips „Vorfahrt für KMU“.

Hintergrund:
Der Thüringer Handwerkstag ist die Spitzenvertretung des Handwerks im Freistaat. Mit aktuell 31.600 Betrieben, rund 148.000 Beschäftigten und 6.700 Lehrlingen gehört das Thüringer Handwerk zu den tragenden Säulen der Wirtschaft im Land.