Handwerkskammer Erfurt verleiht Ausbildungs-Award 2020Den Nachwuchs im Blick: Vorreiter ausgezeichnet
14. Oktober 2020
„Das Jahr 2020 hat uns bisher eines sehr deutlich vor Augen geführt. Nämlich was die berufliche Bildung für unser Land leistet. Dass das Handwerk vergleichsweise stabil durch die Krise gekommen ist, hat mit den Menschen zu tun, die unsere Wirtschaft tragen: gut ausgebildete Fachkräfte. Bäcker, Fleischer, Heizungsbauer, Augenoptiker und viele andere.“ Mit diesen Worten eröffnete Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt (HWK), am gestrigen Nachmittag (13.10.2020) die Verleihung des Ausbildungs-Awards 2020 im Berufsbildungszentrum Erfurt.
Über den Preis durften sich fünf Betriebe aus dem Kammerbezirk Nord- und Mittelthüringen freuen. „Sie sind Vorreiter. Sie machen es vor: Wer als Handwerker gute Azubis sucht, muss sich heutzutage etwas einfallen lassen“, betonte Lobenstein. Ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, bedeute längst mehr als ein ordentliches Gehalt und ausreichend Urlaubstage zu gewähren. Ein unwiderstehliches Jobangebot sei heutzutage ein gesunder Mix aus Gehalt, Work-Life-Balance, Aufstiegschancen und Teamspirit. Wie nachhaltig und gewinnbringend ein durchdachtes Ausbildungs-Engagement sein kann, zeigt die Tatsache, dass einige Handwerksbetriebe keinen Bewerbermangel verzeichnen – trotz der Corona-Krise und der demografischen Negativentwicklung.
Die regionalen Arbeitsagenturen, Kreishandwerkerschaften und die Bildungsberater der HWK Erfurt hatten die Möglichkeit, Unternehmen vorzuschlagen. Eine zehnköpfige Jury, bestehend aus den genannten Akteuren, ermittelte die Preisträger. Diese durften sich über eine Urkunde, ein Firmenschild und ein digitales Logopaket freuen, mit denen sie fortan für sich werben können. Mit ihrem Ausbildungs-Award honoriert die HWK Erfurt Handwerksbetriebe, die sich vorbildlich und in besonderem Maße für ihren Nachwuchs engagieren. Mit der Verleihung des Preises will die Kammer zur Erhöhung der Ausbildungsqualität beitragen, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung fördern und Betriebe bei der Nachwuchsgewinnung unterstützen.
Stefan Lobenstein zeichnete gemeinsam mit Kay Senius, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundes-agentur für Arbeit, folgende Gewinner mit dem Qualitätssiegel aus:
Der 1990 gegründete Gewinnerbetrieb engagiert sich in hohem Maße für seine 16 Mitarbeiter und Auszubildenden. Seit 2007 hat das Unternehmen 20 Lehrlinge auf den Weg gebracht. Das Erfolgsrezept ist die individuelle, zielorientierte Nachwuchsförderung. Sie umfasst persönliche Ausbildungspläne ebenso wie einen festen Betreuer für jeden Lehrling. Darüber hinaus werden Auszubildende für Zusatzlehrgänge freigestellt und bei privaten Problemen unterstützt. Von großer Wertschätzung der Lehrlinge zeugt nicht nur die namentliche Erwähnung auf der Firmen-Homepage, sondern auch die Kostenübernahme des Führerscheins, die Bereitstellung von Tankgutscheinen oder die Verfügbarkeit eines Firmenwagens für den Weg zur Berufsschule. Dabei setzt das Engagement der Michael Becker Sicherheitstechnik GmbH bereits viel früher, in der Phase der Berufsorientierung, an: Das Unternehmen nimmt an regionalen Berufsinfoveranstaltungen teil, stellt sich als Ausbildungsbetrieb an Schulen vor und bietet regelmäßig Praktikumsplätze an.
Über 50 Mitarbeiter zählt der Betrieb heute, der einst im Jahr 1977 aus nur einem Handwerksmeister und einem Auszubildenden gewachsen ist. In dieser Zeit hat die Gerald Käppler GmbH rund 100 Lehrlinge in den Berufen Anlagenmechaniker SHK, Elektroniker für Gebäude- und Energietechnik und Kaufmann/-frau für Bürokommunikation ausgebildet. Der Betrieb versteht es, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner auf dem Ausbildungsmarkt. Die Gerald Käppler GmbH bietet allen Lehrlingen eine Übernahmechance sowie Weiterbildungen und Aufstiegsmöglichkeiten. Zudem kooperiert das Unternehmen mit Schulen vor Ort, beispielsweise wenn es um die Berufsorientierung und die Organisation von Schülerpraktika geht. Auch durch die Mitwirkung am Girl´s and Boy´s Day sowie am Ausbildungs-Infotag der Berufsschule in Gotha begeistert das Unternehmen junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk. Doch das Engagement geht weit über die Grenzen Gräfentonnas hinaus: auch auf internationaler Ebene unterstützt der Betrieb die Mobilität seiner Auszubildenden, beispielsweise durch europäische Austauschprogramme.
Zehn Lehrlinge im Beruf Maler und Lackierer beschäftigt das Unternehmen neben seinen 54 Mitarbeitern aktuell. Bisher wurden insgesamt 24 Lehrlinge ausgebildet. Die Besonderheit beim Ausbildungs-Engagement der Malerwerkstätten Pichler ist die individuelle Förderung der Beschäftigten – hier arbeiten Menschen unterschiedlicher Facetten und Herkunft zusammen. Individuelle Förderung bedeutet hier: Stützunterricht durch einen eigenen Mitarbeiter, Sprachunterricht oder ausbildungs-begleitende Hilfen während der Arbeitszeit. Individuelle Förderung bedeutet hier ebenso, dass einem Lehrling mit sportlichen Ambitionen die Teilnahme an Training und Wettkämpfen ermöglicht wird, indem die Ausbildungszeit und der Einsatz auf Baustellen angepasst werden.
Die Malerwerkstätten Pichler konnten bereits ein Lehrling mit 70-prozentiger Hörschädigung übernehmen. Diese Möglichkeiten entstehen durch die engagierte Zusammenarbeit mit Bildungsträgern, Jobcentern, dem Jugendamt, der Ausländerbehörde und der Berufsschule. Die Unterstützung junger Menschen reicht bis hin zur Wohnungssuche und zur Hilfe bei der Antragsbürokratie.
1990 gegründet, beschäftigt dieser Preisträger inzwischen über 90 Mitarbeiter. Untern ihnen befinden sich seit dem Jahr 2000 durchgehend Auszubildende. Sie alle profitieren von einem breiten Ausbildungsspektrum – von der Großbaustelle bis zur Kleinreparatur. Im Betrieb stehen ihnen eine kleine Lehrwerkstatt und eine Azubi-Werkzeug-Ausstattung zur Verfügung. Auch eine Übernahmegarantie, quartalsweise Azubi-Treffen sowie ein individueller Ansprechpartner für Fragen und Probleme machen die Ausbildung bei der THS Technischer Hausservice GmbH attraktiv für junge Menschen. Seine Auszubildenden in den Berufen Anlagenmechaniker für Sanitär-Heizung-Klima, Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik und Bürokaufmann/-frau fördert das Unternehmen unter anderem mit der Freistellung für Fortbildungsangebote – bis hin zur Unterstützung im Leistungssport.
Traditionelles Handwerk als auch modernste Technik lernen die Auszubildenden der Bäckerei Süpke auf ihrer Laufbahn durch alle Abteilungen des 60-köpfigen Betriebes kennen. Seit der Unternehmensgründung vor 30 Jahren hat die Bäckerei 45 Lehrlinge ausgebildet. Die kontinuierliche Ausbildung ist nicht zuletzt dem großen Engagement des Betriebs in der Nachwuchsförderung zu verdanken. Die Bäckerei Süpke nimmt mit ihren Ausbildern und Auszubildenden regelmäßig an Berufsbörsen, Veranstaltungen und Projekten teil. So wird zum Beispiel in Kooperation mit zwei Schulen wöchentlich ein Praxistag für Schüler angeboten. Der Betriebsalltag lebt von einer offenen Kommunikation sowie von der Einbindung der Lehrlinge in die betrieblichen Abläufe. Durch die familiäre Vertrauensbasis werden aufkommende Probleme früh erkannt und eine entsprechende Unterstützung angeboten. Im Rahmen der Ausbildung zum Bäcker/in und Bäckereifachverkäufer/in arbeitet das Unternehmen eng mit der Berufsschule zusammen und ermöglicht Auszubildenden zusätzliche Lehrgänge und die Teilnahme an Wettbewerben. Darüber hinaus wird ein Austauschprogramm mit Bäckern und einer Berufsschule und Frankreich angeboten.
Herzlichen Glückwunsch!