Stefan Lobenstein tauscht sich mit Peter Surber beim Café International über die Auslandserfahrungen des jungen Handwerkers aus.
HWK EF
Stefan Lobenstein tauscht sich mit Peter Surber beim Café International über die Auslandserfahrungen des jungen Handwerkers aus.

Betriebspraxis in anderen Kulturkreisen

Interkulturalität bei der Fachkräftegewinnung und Arbeitsmarktintegration, Synergieeffekte in internationalen Teams und die Willkommenskultur in der Betriebspraxis waren Aspekte, die das dritte Café International am 25. September thematisierte. Der gewinnbringende Erfahrungsaustausch und die positive Resonanz der ersten beiden Gesprächsrunden bestätigten die Aktualität des Themas, sodass die Veranstaltungsreihe fortgeführt wird.

 „Migranten sind bei uns im Handwerk dringend erwünscht! Junge Menschen mit Migrationshintergrund besitzen sehr wertvolle Kompetenzen, die viel zu häufig nicht ausgeschöpft werden: Mehrsprachigkeit und die Kenntnis der verschiedenen Kulturen. Unsere Region braucht diese Talente!“, machte HWK-Präsident Stefan Lobenstein bei seiner Begrüßung deutlich.

 Fehlende Fachkräfte und viel zu wenige Bewerber hätten sich zu einem Risiko für die Betriebe der Region entwickelt. Mit Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt würde sich ab 2030 die Lage weiter verschärfen. Es sei wichtig, so Lobenstein, dass Politik, Handwerksorganisationen und Betriebe jetzt handeln, um die Qualität, die Leistungsfähigkeit und die Innovationskraft des Handwerks in seiner herausragenden Form zu erhalten.

 Offen für Neues: Als Elektroniker-Azubi in Südfrankreich

Im Anschluss an die Begrüßung des Präsidenten berichtete Peter Surber, Auszubildender im Bereich Elektronik/ Energie- und Gebäudetechnik, über seine Erfahrungen, die er aktuell in der französischen Stadt Pézenas im Rahmen des Projektes „Berufsbildung ohne Grenzen“ (gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) sammelt. „Die Organisation des Auslandspraktikums war wenig komplex. Bei der Beantragung stand mir die Handwerkskammer Erfurt unterstützend zur Seite, insbesondere bei beim Ausfüllen der Formulare“, berichtete er von seiner Vorbereitung. Der angehende Elektroniker, der momentan in Frankreich arbeitet und am 25. September in Erfurt beim Café International anwesend sein konnte, reflektierte erste Auslandserfahrungen: „Enorm verbessert habe ich meine Sprachkenntnisse, gerade was Fachbegriffe und Redewendungen angeht. Dadurch gelingt mir die Kommunikation im Alltag immer besser. Nicht zu unterschätzen ist die persönliche Weiterentwicklung. Man öffnet sich, wird selbstbewusster und entwickelt ein größeres Verständnis für andere Kulturen.“ Natürlich müsse er sich in Südfrankreich aber auf landestypische Unterschiede einstellen: „Die Arbeit beginnt erst um 9 Uhr und dauert bis zum frühen Abend. Und bei der Arbeit selbst wird sich viel mehr unterhalten als zuhause“, schildert der junge Mann seine positiven Erfahrungen.    

 Um interkulturelle Kompetenzen bereits in der beruflichen Bildung zu fördern, organisiert die HWK Erfurt den europaweiten Austausch von Auszubildenden und Ausbildern. Das Erasmus+ Programm der EU bietet ihnen die Möglichkeit, ihren interkulturellen Horizont im Rahmen eines Auslandsaufenthalts zu erweitern und sich besser die Lage von Migranten hineinzuversetzen.

 Handwerk verbindet – auch Kulturen

Erst wenn eine offene Willkommenskultur zum Betriebsalltag gehört, können sich Mitarbeiter aus dem Ausland schneller mit ihrem Unternehmen identifizieren. Das machte Rebecca Heintz, Koordinatorin des Projekts „Handwerk verbindet“ deutlich. Sie betonte die Rolle einer offenen Willkommenskultur durch die gesamte Mitarbeiterschaft für eine gelungene Integration in Handwerksbetriebe. Die Teilnehmer erhielten Empfehlungen, um interkulturelle Unterschiede zu erkennen und im Betriebsalltag nutzen zu können. Das Projekt, welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird, zielt auf die Stärkung sozialer und interkultureller Kompetenzen ab.

 Kulturelle Vielfalt und Offenheit, so waren sich die Teilnehmer einig, helfe Betrieben, die Kreativitäts- und Innovationspotenziale ihrer Mitarbeiter besser zu erschließen. Dies könne aber nur gelingen, wenn auch die ausländischen Fachkräfte offen gegenüber europäischen Werten sind. Diese zulassen, achten und schätzen. Am Ende des offiziellen Programms waren die Teilnehmer zum Austausch eingeladen.

 Café International verbindet Handwerk und Kulturen

Die HWK Erfurt fördert seit langem den Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und dem Handwerk. Die 2019 hervorgerufene Veranstaltungsreihe „Café International“ vertieft dieses Engagement. Ziel ist es, die Akteure, Institutionen und Vertreter des Handwerks durch einen regelmäßigen Austausch weiter zu vernetzen. Mehrmals im Jahr laden die Verantwortlichen zum „Café International“ ein, das als Zukunftswerkstatt betrachtet wird. In lockerer Atmosphäre werden neue Projektideen angeschoben und bestehende vertieft.